Also ich kann ja mal von meiner Arbeit berichten um vielleicht ein wenig Verständnis in die Sache zu bringen. Als Endverbraucher hat man ja sonst kaum Möglichkeit die Prozesse zu verstehen. Ich hab wohl mehr Verständnis dafür, weil ich die andere Seite kenne.
Hier mal ein Beispiel:
Sideshow braucht ein Paketdienstleister, der günstig und zuverlässig ist was die pünktliche Lieferung betrifft. Eine Anfrage an mehrere Unternehmen wird gestartet und das beste Angebot gewinnt. Im Falle von Sideshow war die Wahl also auf FedEx gefallen.
Das Problem: Die Preise sind so niedrig, dass FedEx dazu gezwungen wird so viel Arbeit wie möglich auf so wenig Mitarbeiter wie möglich zu verteilen. Diese arbeiten im Akkord und verzollen nach "bestem Wissen und Gewissen". Dass man als Zolldeklarant nicht alle Produke in und auswendig kennt, sollte jedem klar sein. Die Zeit, danach zu googlen ist ein Luxus, der selten oder auch gar nicht gegeben ist.
Jeder Mitarbeiter geht anders vor. Man hat die Papiere (Frachtbrief und Rechnung) vor sich liegen und muss zusehen, dass der Vorgang innerhalb von weniger Minuten im System eingegeben wird. Wenn auf der Rechnung steht, dass da eine "Polystone Statue" drin ist, dann geht jeder anders an die Sache ran. Der eine verzollt "Ware aus Stein" und der andere "Ware aus Kunststoffen". Ich habe diesbezüglich schon mal mit dem Zoll gesprochen. Ware aus Kunststoff ist hier absolut korrekt, da Polystone ein künstlich hergestellter Stoff ist und kein echter Stein. Also kann man die 6,5% Zoll nicht umgehen. Außer man hat (Un-)Glück und die Verzollung geht mit der falschen Warentarifnummer durch, ohne dass der Zoll es bemerkt hat oder weil die Warenbeschreibung in der Zollanmeldung nicht genau genug war.
Ich persönlich schaffe in der Nacht ca. 140 Sendungen. In einer Woche komme ich also auf ca. 700 Verzollungen. Davon kann ich fest von ausgehen, dass ich bei 20-30 Fehler gemacht habe und diese falsch verzollt wurden.
Der Platz im Lager ist so begrenzt, dass man gezwungen ist schnell zu sein, damit die Pakete so wenig Zeit wie möglich im Lager verbringen. Dafür nimmt der Paketdienstleister Fehler in Kauf und lässt alles verzollen, was verzollt werden kann.
Dann kommt der Wettbewerb dazu. Man will doch die Nr 1 im internationalen Markt sein...
UPS = 98% der Pakete werden pünktlich ausgeliefert
DHL = 96%
TNT = 93%
FedEX = 93%
Um überhaupt mithalten zu können, muss man also Fehler in der Verzollung in Kauf nehmen.
@Morkhero: deine Bilder wurden falsch verzollt, da es für den Zolldeklaranten bei FedEx wohl nicht ersichtlich ist, ob es sich um einfache Bilddrucke oder um ein Gemälde handelt. Würde ich das nicht wissen, würde ich es wahrscheinlich auch falsch machen.
PS: Nein, ich arbeite nicht für FedEx! ^^